Krebs bei Feuerwehrleuten ist in Deutschland noch keine anerkannte Berufskrankheit – ein Interview mit Marcus Bätge

Durchaus häufig auftretende Krebserkrankungen bei Feuerwehrleuten sind in Deutschland im Gegensatz zu einigen anderen Ländern noch keine anerkannte Berufskrankheit. Damit sich das ändert, leistet Brandinspektor Marcus Bätge aus Hamburg neben seinem Beruf unter anderem Aufklärungsarbeit. Mit FeuerKrebs gUG hat er eine Gesellschaft gegründet, die sich zur Aufgabe gemacht hat, auf die langfristigen Gefahren für die Gesundheit bei Brandeinsätzen aufmerksam zu machen, Präventivhygiene als Standard zu etablieren und sich für die Anerkennung von Krebs als Berufskrankheit bei Feuerwehrleuten einzusetzen.

Ich (Jens Zaremba, Lavese) erreiche Marcus Bätge von FeuerKrebs am 29. September 2022 telefonisch in seinem Auto – im Stau auf der A7 stehend.

Jens: Marcus, wohin bist Du gerade unterwegs?

Marcus: Ich bin auf dem Weg zur freiwilligen Feuerwehr Melbeck. Sie hat mich eingeladen beziehungsweise gebucht, um die Kameraden zu sensibilisieren, also über das Thema Einsatzhygiene und Krebsprävention zu referieren. So werde ich häufig eingeladen und bin oft bundesweit unterwegs. Leider stehe ich gerade mitten im Stau.

Jens: Wie bist du überhaupt mit dem Bereich Feuerwehr in Berührung bekommen, wie ist dahingehend Dein Werdegang?

Marcus: Ich habe mich schon sehr früh als kleiner Junge für die Feuerwehr interessiert. Wie das oft im Kindesalter so ist: man will entweder Polizist, Pilot oder Feuerwehrmann werden. Ich habe mir auch immer Feuerwehrautos zum Geburtstag und Weihnachten gewünscht. Aber irgendwie war das nie das Richtige, angefangen mit den kleinen Matchboxautos, dann kamen Playmobil-Autos dazu. Das heißt, die Feuerwehrautos wurden irgendwie immer größer. Ab meinem 12. Lebensjahr, also seit 1981, engagierte ich mich dann tatsächlich bei der Feuerwehr, angefangen mit Jugendfeuerwehr, dann Freiwillige Feuerwehr. Der Wunsch zu helfen, die Technik, die Kameradschaft – all das waren Dinge, die mich dann mein Hobby zum Beruf machen ließen. Ich habe mich 1990 bei der Berufsfeuerwehr Hamburg beworben und konnte dort dann auch im Oktober 1991 anfangen. Mittlerweile habe ich sogar mein eigenes Feuerwehrauto, was auch auf der Interschutz in Hannover stand.

Jens: Es sind aber sicher noch einige Jahre vergangen, bis Du mit dem Thema Krebs in Berührung gekommen bist. Wann bist Du zum ersten Mal darauf aufmerksam geworden, dass Feuerwehrleute überdurchschnittlich oft an Krebs erkranken?

Marcus: Ich habe mich schon immer für das Thema Krebs interessiert, weil mein Vater gerade zu der Zeit, als ich nach Hamburg gezogen war, an Schilddrüsenkrebs erkrankte – er lebt noch. Das hat zwar nichts mit der Feuerwehr zu tun, jedoch habe ich erfahren, wie es sich anfühlt, nicht zu wissen, ob man nächstes Jahr Weihnachten noch zusammen verbringen wird. Also dieses Hoffen und Bangen. Das war mir also schon relativ früh bekannt. 2014 haben wir im Rahmen einer Vorstandssitzung beim Berufsverband Feuerwehr e.V., Vorläufer der Deutschen Feuerwehr-Gewerkschaft, die Information erhalten, dass es eine Verbindung zwischen dem Feuerwehrdienst und einem erhöhten Krebsrisiko gibt und dass im Sommer in Norwegen ein internationaler Kongress zu berufsbedingten Krebserkrankung von Feuerwehrleuten stattfinden wird. Da habe ich mich gleich gemeldet. Ich fand es interessant, dort im Rahmen einer Abordnung hinzufahren. Allerdings tat ich dies mit noch wenig Hintergrundwissen, mir war nicht klar, warum Feuerwehrleute ein gegenüber der Bevölkerung erhöhtes Krebsrisiko haben sollten. Krebs ist ja die Todesursache Nummer eins in der Bevölkerung, Feuerwehrleute sind da eher bei Herz-Kreislauferkrankungen, posttraumatischen Belastungsstörungen oder Rückenleiden zu finden – wegen des Schichtdienstes, der harten Arbeit, dem Tragen der schweren Ausrüstung usw. Also warum Krebs?

Nach und nach fielen mir mehr und mehr Kollegen oder Kameraden ein, die an Krebs erkrankt waren und die aus heutiger Sicht auch logischerweise sehr viele Gefahrstoffe aufgenommen hatten durch mangelnde Kenntnisse oder einfach durch Bequemlichkeit die PA (Anmerkung: Pressluftatmer) „für dieses kleine Feuerchen“ nicht angelegt zu haben.

Marcus Bätge – immer auf der Suche nach Innovationen für ein sicheres und gesundes Arbeitsumfeld. (Quelle: FeuerKrebs)

Jens: Du führst also deren Krebserkrankung direkt auf den mangelnden Schutz in deren Einsatz zurück?

Marcus: Nein, das kann man leider so noch nicht sagen, sonst wäre die Sachlage ja eindeutig. Aber ich kann mir schon sehr gut vorstellen, dass die Stoffe, die im Brandrauch enthalten sind, über die Atemwege, die Poren oder über die Nahrungsmittelaufnahme bei Einsätzen in den Körper gelangen und die Erkrankungen begünstigen. Aktuell wurde auch von der Gesundheitsorganisation IARC, der International Agency for Research on Cancer, die Tätigkeit bei der Feuerwehr als kanzerogen 1A kategorisiert. In dieser Kategorie befinden sich die Stoffe und die Tätigkeiten, die für den Menschen krebserregend sind.

Jens: Und als Nachweis dafür, dass Feuerwehrleute überdurchschnittlich oft an Krebs erkranken, gibt es sicher auch Statistiken..!?

Marcus: Ja, aber leider nicht in Deutschland, weil es hier immer noch gerne weggeschoben wird. Wenn es um berufsbedingte Erkrankungen geht, hat das immer Präventivmaßnahmen zur Folge oder auch Nachsorge und Entschädigungszahlungen – es geht hier also um einen hohen wirtschaftlichen Faktor. Wenn man also sagt, dass Krebserkrankungen mit dem Beruf nichts zu tun haben, umgeht man all das. Also auch Folgen, wie Zahlungen an Angehörige im Todesfall, Rentenzahlungen oder Kosten für Therapiemaßnahmen. Viele Krebstherapien und Medikamente sind sehr teuer und wenn Krebs jetzt eine offiziell anerkannte Berufskrankheit wäre, muss der Staat in persona, die gesetzlichen Unfallversicherungen diese Medikamente den Betroffenen zur Verfügung stellen, was mit erheblichen Kosten verbunden ist.

Jens: Also gibt es hier bei uns keine spezifischen Statistiken darüber, dass Feuerwehrleute häufiger an Krebs erkranken als der Bevölkerungsdurchschnitt. Aber gibt es Krebsarten, die in dieser Berufsgruppe besonders häufig vorkommen, kannst Du dazu etwas sagen?

Marcus: Generell ist ein direkter Zusammenhang zwischen bestimmten Gefahrstoffen und spezifischen Krebsleiden noch nicht vorhanden. Somit gibt es einen „Feuerkrebs“ in diesem Sinne auch nicht. Es ist nun auch immer so, dass es von der jeweiligen Konstitution des Menschen abhängig ist, wie bestimmte Stoffe im Körper verstoffwechselt und über die Nieren und die Leber weiterverarbeitet werden. Oder über die Lunge beim Einatmen von Gefahrstoffen. Es ist also immer davon abhängig, wie die Organe damit klarkommen, wenn sie sich mit diesen Stoffen auseinandersetzen müssen. Wenn man über die Haut immer wieder Gefahrstoffe aufnimmt, reagiert die Haut irgendwann. Wie zum Beispiel bei UV-Strahlen, durch die auf Dauer Hautkrebs entstehen kann. Und so kann man sich das auch beim Brandschutz oder der Feuerwehr erklären, am Ende macht bekanntermaßen die Dosis das Gift.

Jens: Wie kam es dann zu der Gründung Deiner gemeinnützigen Gesellschaft?

Marcus: Nachdem ich aus Norwegen zurückgekehrt war, hielt ich die Gründung einer Stiftung oder eines Vereins für wichtig, um betroffene Kameraden aufzufangen. Denn letzten Endes ist es so, dass man als Erkrankter bzw. Betroffener wenig Rückhalt aus der Gesellschaft oder dem System hat. Du machst jahrelang Deinen Job, auf einmal bist Du aber krank und kommst nicht mehr zur Arbeit.

Anfangs kommt es vielleicht noch zu Nachfragen, wo denn der Kollege sei oder auch mal zu einzelnen Anrufen. In der Regel bleibt es aber auch dabei und irgendwann wirst Du sozusagen vergessen. Und die Politik schmückt sich schon sehr gerne, zum Beispiel auch mit gesunden Feuerwehrleuten auf Fotos im Wahlkampf. Aber mit den kranken Menschen würde das keiner tun.

So wollen wir gewissermaßen als Anwalt oder als Fürsprecher der betroffenen Feuerwehrleute agieren. Wir wollen erreichen, dass die, die sich täglich in Gefahr begeben und dort reingehen, wovor andere flüchten und damit immer wieder unsere Gesundheit und unser Leben für die Sicherheit der Bevölkerung einsetzen, am Ende auch wieder etwas zurückbekommen.

Jens: Das kann man sehr gut verstehen!

Ich habe ja auch schon gehört, dass du extrem viel unterwegs bist. Selbst der Telefontermin heute war ja schon gar nicht so einfach zu bekommen. Kannst Du konkretisieren und grob zusammenfassen, was du alles im Rahmen der gemeinnützigen Gesellschaft FeuerKrebs machst?

Marcus: Ja, gerne. Wir haben 3 Säulen für uns kategorisiert. Die eine ist die Aufklärung vor Ort bei den Feuerwehren, wo wir die Leute sensibilisieren und ein Bewusstsein für eine nachhaltige Einsatzhygiene schaffen möchten. D.h. frühzeitiges Ablegen der kontaminierten Einsatzschutzkleidung, möglichst nicht essen und trinken an der Einsatzstelle, oder sich zumindest vorher die Hände waschen – nach Möglichkeit mit pak-ex (Produkt der Firma DermaPurge) ist ein für Brandeinsätze optimiertes Hautreinigungsprodukt zur Anwendung nach Verunreinigung mit PAK – polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe). Auch der aktive Dialog und der Austausch mit Firmen gehört dazu, wie natürlich auch mit Euch oder zum Beispiel mit Herstellern von Feuerwehrschutzkleidung, damit in diesem Bereich auf jeden Fall noch mehr in die Forschung und in Neu- und Weiterentwicklung investiert wird. Alles, um die Arbeitsbedingungen von Feuerwehrleuten weiter zu verbessern.

Die zweite Säule sind die sozialen Medien, um die Informationen zu verbreiten, die wir über unser Netzwerk mit anderen Regionen wie Kanada, Australien, Skandinavien erhalten. Das heißt Forschungsergebnisse sammeln, Inhalte bewerten, bündeln und auch weiter zur Verfügung stellen. Wir sind über diese Kanäle auch auf der Suche nach Partnern, die für betroffene Personen Hilfsangebote haben oder Therapien zur Verfügung stellen, die dann eventuell auch kostengünstig sind. Zum Beispiel auch unterstützende Therapien für Kinder, deren Elternteile erkrankt sind.

Die dritte Säule beschreibt unseren Einsatz bei der Anerkennung von Krebserkrankungen bei Feuerwehreinsatzkräften als Berufskrankheit.

Jens: Das führt mich schon zu meiner nächsten Frage. Deutschland ist ja noch nicht so weit, ist Krebs bei Feuerwehrleuten aber in anderen Ländern schon eine anerkannte Berufskrankheit?

Marcus: 2023 wird es bereits 20 Jahre her sein, dass Kanada bis zu 19 Krebsarten als berufsbedingt anerkannt hat, darunter Leukämie, das Non-Hodgkin-Lymphom, Brustkrebs bei Frauen und Männern, bei Frauen Eierstockkrebs Gebärmutterkrebs, Gebärmutterhalskrebs. In Teilen der USA gibt es verschiedene anerkannte Krebsarten, das ist dort aber von Bundestaat zu Bundesstat unterschiedlich. Australien hat eine gewisse Anzahl von Krebserkrankung als berufsbedingt anerkannt. Und auch in Skandinavien, hier Norwegen, gibt es vereinzelt Fälle, in denen eine Krebserkrankung eines Feuerwehrmanns oder einer Feuerwehrfrau als berufsbedingt anerkannt wurde.

Bei uns in Deutschland ist man davon noch relativ weit entfernt, da der Gesetzgeber eindeutige Vorgaben macht, was berufsbedingte Krankheiten sind. Wir kommen hier leider nicht in die Richtung, sagen zu können, dass die Erkrankungsrate um das 1,5 bis 2-fache höher ist als bei einer Vergleichsgruppe, was für die Anerkennung als Berufskrankheit nötig wäre. Wir sind ungefähr 35.000 bis 40.000 Berufsfeuerwehrleute in Deutschland und das reicht nicht aus, um einen entsprechenden Wert gegenüber 80 Millionen Bundesbürger zu erhalten. Bei den ehrenamtlich tätigen Einsatzkräften ist es noch schwieriger, da sie ja nicht hauptsächlich mit den typischen Tätigkeitsfeldern betraut sind.

Jens: Aus dieser Sicht ist das ja dann eine relativ sinnlose Vergleichsmethode für eine erhöhte Erkrankungsrate.

Marcus: Genau das ist das Problem hier in Deutschland. Außerdem setzen wir uns ja auch jedes Mal notwendigerweise aktiv einer Gefahr aus und wir wissen nie, welche Giftstoffe am Einsatzort vorhanden sind. Das fängt schon beim brennenden Mülleimer an einer Bushaltestelle an und geht hin bis zum großen Industriebrand. In der Regel schützen wir uns ja auch, aber durch einzelne Verhaltensweisen kann es dann doch mal dazu kommen, dass jemand nicht immer einhundert Prozent richtig Schutzjacken und -hosen angelegt hat.

Jens: Zum Thema Schutzmaßnahmen: Kannst du in ein paar Sätzen zusammenfassen, wie richtige Einsatzhygiene aussieht – vor, während und nach dem Einsatz?

Marcus: Ich spreche immer von Einsatzhygiene, weil es das gesamte Thema betrifft. Für mich als Berufsfeuerwehrmann fängt die Einsatzhygiene schon morgens an der Feuerwache bei Dienstbeginn an, weil wir unsere Einsatzfahrzeuge zum Beispiel auf Vollzähligkeit der Ausstattung und Funktionsfähigkeit prüfen – das machen wir in der Regel bis dato bei laufendem Motor. Da läufst Du ums Auto herum und atmest dabei immer die Abgase ein. Es fängt also schon mal damit an, dass man festlegt, alles bei ausgeschaltetem Motor zu überprüfen, denn für eine Vollzähligkeitsprüfung benötigt man ja keinen laufenden Motor.

Damit will ich sagen, dass die Einsatzhygiene nicht erst beim Erreichen des Einsatzorts anfängt und auch nicht beim Verlassen wieder aufhört. Nach dem Einsatz wollen wir erreichen, dass die kanzerogenen Stoffe mit dem Händewaschen direkt an der Einsatzstelle oder spätestens bei Erreichen der Feuerwache abgewaschen werden. Und dass man möglicherweise vor Ort auch noch duschen kann. Das spielt aber bei uns in Hamburg oder auch in Berlin keine Rolle. Die Vorgesetzten möchten hier nicht, dass an der Einsatzstelle eine Dusche aufgebaut wird, weil es die Einsatzzeit verlängern würde. Das sind aber die Art Aussagen, die ich nicht so richtig nachvollziehen kann.

Dann geht es natürlich auch um das zeitnahe Ausziehen der kontaminierten Schutzausrüstung, weil sie nach dem Einsatz im Feuer natürlich ausgast. Wenn Du im Angriffstrupp im Feuer bist, nimmt Deine Schutzausrüstung natürlich die Gefahrstoffe auf. Nach dem Einsatz gasen diese dann wieder aus. Es kann also beim Ablegen des PA (Pressluftatmer) durchaus sein, dass Du die ausgasenden Stoffe über die Atemwege aufnimmst.

Das Ziel ist, dass die Kollegen sich zeitnah an der Einsatzstelle ausziehen, umziehen, sich die Hände sowie den Hals-/Nackenbereich und das Gesicht waschen. Am besten ist es dann, dass man sogar duscht.

Und eine Dokumentation der Einsätze ist auch wichtig. Denn weil man ja langfristig irgendwelche Stoffe aufnimmt, ist die Gefährdung größer und damit die Gefahr an Krebs zu erkranken.

Jens: Das ergibt alles Sinn!

Was müsste aus deiner Sicht besser werden in Bezug auf öffentliche Aufmerksamkeit oder grundsätzlich Aufklärungsarbeit und Unterstützung durch übergeordnete Stellen und Institutionen? Wo wünschst Du mehr Unterstützung?

Marcus: Es wird ja schon eine ganze Menge gemacht. Häufig sind es ausgerechnet die Menschen, die früher Hygiene im Einsatz als Blödsinn abgetan haben, weil „wir das ja schon immer so gemacht haben“, die heute sagen, dass man sich besser schützen muss.

Grundsätzlich wünsche ich mir, dass das Thema Einsatzhygiene noch mehr in den Fokus der Feuerwehren rückt. Dass die Kommunen auch mal begreifen, dass so ein altes, 50 bis 60 Jahre altes Feuerwehrhaus durchaus auch mal durch einen neuen Bau ersetzt werden sollte. Dass auch ausreichend Wechselwäsche angeschafft wird. Also nicht nur Trainings-Anzüge, sondern auch eine zweite oder dritte Garnitur für die Kameraden, damit sie ihre kontaminierte Wäsche entsprechend in die Reinigung geben können und beim nächsten Einsatz nicht wieder in die schmutzige Kleidung einsteigen müssen, weil kein zweiter Anzug vorhanden ist. Da muss schon ein bisschen Geld in die Hand genommen werden.

Das Letzte und für mich das eigentlich Wichtigste ist nach wie vor die Anerkennung von Krebs bei Feuerwehrleuten als Berufskrankheit. Und zwar ohne riesigen bürokratischen Aufwand und mit einer pauschalen Anerkennung, wenn die Kameraden dann tatsächlich erkranken. Weil sie in dieser wirklich schwierigen Zeit andere Dinge zu tun haben, wie zum Beispiel die Absicherung der Familie, als sich dann auch noch mittels Anwalt für ihre moralischen und auch rechtlichen Ansprüche einzusetzen. Und man kann Ihnen – wenn absehbar ist, dass es bald zu Ende geht – doch auch mal einen drei oder vier Tage dauernden schönen Urlaub finanzieren. Hier ist insgesamt Unterstützung nötig!

Jens: Du bist ja sehr viel unterwegs, was sicher Kosten verursacht. Bekommst Du öffentliche Zuschüsse für Deine Arbeit oder wie finanzierst Du das?

Marcus: Wir finanzieren die Arbeit eigentlich nur durch Spenden und wir haben jetzt gerade einen kleinen Fanartikel-Shop eröffnet (feuerkrebs.shop). Dort bieten wir auch unsere Produkte an, die zur Prävention da sind. Zum Beispiel Plakate, die darauf hinweisen, dass ein bestimmter Bereich nicht mit verschmutzter Kleidung betreten werden darf. Dazu auch T-Shirts, Hoodies, Anstecknadeln. Das ist aber auch nur einen Tropfen auf den heißen Stein. Wir haben zusätzlich Fördergelder durch unsere Bank, dort gibt es eine Ausschüttung aus dem Lotteriesparen, auf die wir uns bewerben. Und von Euch haben wir ja auch schon eine Spende erhalten. Und wir haben auch immer wieder große Unternehmen wie Bullard und HAIX, die uns mit entsprechenden Geldern unterstützten. Aber zum Beispiel auch „Oma Hansen“, deren Ehemann jahrelang bei der Feuerwehr war und an Krebs verstorben ist, die uns 5 Euro im Monat spendet. Das ist natürlich eine schöne Sache, man kann mit so etwas aber nicht rechnen. Grundsätzlich haben wir also immer den Bedarf mit Spendengeldern bedacht zu werden.

Jens: Na dann nenne ich am Ende des Interviews gerne Euer Spendenkonto in der Hoffnung, dass der eine oder andere unterstützende Betrag zu Euch fließt.

Marcus: Das ist super, vielen Dank.

Jens: Was sind Deine nächsten Stationen nach dem Termin heute in Melbeck?

Marcus: Übernächste Woche bin ich auf der FLORIANMESSE in Dresden, da treffen wir uns ja auch. Dann bin ich auch zum Teil bei Berufsfeuerwehren und deren Personalversammlungen. Da war ich schon in Berlin, München, Augsburg, Nürnberg, Bremen und habe das Thema zur Sprache gebracht. Und tatsächlich bewirkt das auch was. Nicht selten wird neue Schutzkleidung oder auch mal ein Hygienemobil angeschafft. Oder es wurde auch schon mal ein neues Feuerwehrhaus gebaut. Somit haben wir hier schon mal sehr viel Erfolg.

Jens: Das sind dann gewissermaßen die Früchte Deiner Arbeit.

Marcus: Auf jeden Fall. Das Schöne ist ja, dass ich bei der Berufsfeuerwehr Hamburg arbeite und auch da die Möglichkeit habe, parallel mal eine E-Mail zu schreiben oder ein Telefonat zu führen. Die Berufsfeuerwehr ist also schon mein erstes Standbein. Ich kann mir also etwas zu essen kaufen und bin nicht ausschließlich von Spenden für meinen Lebensunterhalt abhängig. Bei der Feuerwehr Hamburg ist das Thema Einsatzhygiene noch nicht so weit, wie ich es mir wünschen würde. Um dort wirklich etwas zu bewegen, habe ich einen zu kleinen Dienstgrad. Ich vollziehe zwar gerade einen Laufbahnwechsel, aber ein Doktor oder Ingenieur bin ich dann immer noch nicht. „Das hat Dr. Bätge gesagt“ hätte dann vermutlich doch etwas mehr Gewicht (lacht). Deshalb freue ich mich, dass ich neben Euch auch Jonas als Dr. Jonas Schubert (Anmerkung: Firma DermaPurge, Entwickler von pak-ex) als Partner an meiner Seite habe. Das hat dann schon etwas mehr Gewicht, wenn man da und dort etwas erreichen will. Das ist leider so.

Jens: Stehst Du immer noch im Stau?

Marcus: Seit unserem Gesprächsbeginn in Stellingen bin ich zumindest rollend etwa 4 km weit gekommen bis zum Elbtunnel.

Jens: Vielen Dank, dass Du Dir die Zeit genommen hast für dieses Interview. Gute Fahrt noch.

Marcus: Sehr gerne. Wir sehen uns auf der Florian-Messe.

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